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NAKAMURA Bokushi, * 1916 Japan. Beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen abstrakter Kalligraphie in Japan und anderen Ländern, so im Museum of Modern Art in New York (1954), in der Galerie Colette Allendy in Paris (1955), im Stedelijk Museum von Amsterdam und im Musee Cernuschi in Paris (1956). Lebt in Japan.
NALLARD Louis, * 1918 Algier. Besucht die Schule in Algier, wo er schon bald seine ersten Bilder ausstellt. 1945 erste Ausstellung ungegenständlicher Werke. Läßt sich 1947 in Paris nieder. Reisen nach Holland und Spanien. Beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen in Paris und im Ausland. 1953 Einzclausstellung in der Galerie Jeanne Bucher in Paris. Beteiligt sich regelmäßig am Salon de Mai. Stellt oft gemeinsam mit der Malerin Maria Manton, seiner Frau, aus. Lebt in Paris. Geschmeidige Variationen einer Schriftmalerei in zurückhaltenden, oft auf Ocker-Brauntöne beschränkten Farben.
NATIVI Gualtiero, * 1921 Pistoja. Philologiestudium an der Universität Florenz. Widmet sich gleichzeitig der Malerei. Mitbegründer der Gruppe «Arte d'oggi», unterzeichnet in Florenz das Manijesto dell'Astrat-tismo. Beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen in Italien und anderen europäischen Ländern. Lebt in Florenz. Kompositionen in geradlinigen, geometrischen Formen.
NAVARRO Pascal, * 1923 in Venezuela. Studiert Malerei und Graphik an der Akademie in Caracas (1938-1944). Geht 1947 nach Paris. Freies Studium, Reisen nach Italien, Spanien, England, Belgien. Kommt 1949 unter dem Eindruck der Ausstellung «Premiers maitres de l'Art abstrait» (Galerie Maeght, Paris) zur Abstraktion. Arbeitet zwei Jahre lang im Atelier d'Art Abstrait bei Dewasne und Pillet (1950 bis 1952) und beteiligt sich seit dieser Zeit am Salon des Realites Nouvel-les. 1952 Einzelausstellung in der Galerie Ar-naud in Paris. Lebt in Paris und Caracas.
NAY Ernst Wilhelm, * 1902 Berlin. Studium an der Berliner Akademie der Künste (1925-1928). Reisen nach Paris (1928) und Rom (1931-1932). Malt auch unter dem nationalsozialistischen Regime heimlich weiter. Schüler von Carl Hofer (1936-1937). Besucht Edvard Munch in Norwegen. Zahlreiche andere Reisen ins Ausland. Kommt 1948 zur Abstraktion nach einer langen Entwicklung, die vom Expressionismus und Neo-Realismus ausging. 1950 und 1952 Einzelausstellungen in München. Beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und anderen Ländern, u. a. an der Ausstellung im Cercle Volney in Paris (1955). Mitglied der deutschen «Zen»-Gruppc, mit der er 1955 in München ausstellt. Lebt in Köln. Nays Malerei ist manchmal eruptiv, aber der Künstler verliert niemals das Gefühl für das Maß. Vom Expressionismus her bewahrte er eine Vorliebe für lebhafte und kraftvolle Gegensätze. - Bibl. Das Kunstwerk Nr. 8-9 (Baden-Baden 1950); W. Haftmann: L'art abstrait (Offenburg 1951); Grohmann: E. W. Nay, Cahiers d'Art Nr. 2 (Paris 1951); Nay: Vom Gestaltwert der Farbe - Fläche, Zahl und Rhythmus (München 1955); Walter Hess: Der Maler Ernst Wilhelm Nay, Die Kunst und das schöne Heim (München 1956); Röthcl: Moderne deutsche Malerei (Wiesbaden 1956).
NEBEL Otto, * 1892 Berlin. Studiert Architektur. Mehrere Reisen durch Europa. Mitarbeiter am «Sturm». Nach dem Ersten Weltkrieg Schüler von Kandinsky. 1921 erste Einzclausstcllung. 1924 erste abstrakte Werke; er nennt sie «Architekturen aus Licht». Aufenthalte in der Schweiz und in Frankreich. Nach weiteren Europareisen entstehen «Skizzenbücher» (1931). Lebt in Bern. Phantasicvolle geometrische Formen auf weißem Grund, Spiele im Raum, die an Klee oder Kandinsky erinnern. - Bibl. Liebmann: Der Malerdichter Otto Nebel (Zürich 1935); Almanach neuer Kunst in der Schweiz (Zürich 1940); Collection of the Societe Anonyme (New Haven 1950); Otto Nebel: Worte zu Bildern (Bern 1954); Schreyer: Erinnerungen an Sturm und Bauhaus (München 1956).
NEGRI Nina, * 1909 Argentinien. Studium in Frankreich, Argentinien, England, Belgien. Zahlreiche Reisen nach Europa, Afrika und durch Südamerika. Beteiligt sich am Salon des Surindepcndants, am Salon des Realites Nouvelles und am Salon de Mai. Einzelausstellungen in den Galerien «II Milione» (Mailand) und «Circle and Square» (New York). Beschickt Gruppcnausstellungen in Paris. Lebt in Paris. Erfahrene Malerin und Graphikerin. Sie versteht es, das Gewonnene zu durchdringen und zu vertiefen. Durchbricht oft eruptiv ihre strenge Komposition auf der Suche nach Neuem. Die Sicherheit ihres Ausdrucks erwächst aus einem feinen Gespür für verborgene Strömungen unter der Oberfläche.
NEJAD Mehmed D., * 1923 Istanbul. Besucht die Kunstakademie seiner Geburtsstadt, Schüler des französischen Landschaftsmalers Leopold-Levy. Studiert dann die byzantinischen Mosaiks der Hagia Sophia, die arabische Kalligraphie und die ornamentale Kunst des Islams. Geht 1945 nach Paris. Dort ändert sich seine Malweisc völlig. Studienreisen nach verschiedenen europäischen Ländern. Ne-jad ist der Sohn der Prinzessin Fahr-el-Nissa Zeid (siehe diese). Einzelausstellungen in der Galerie Lydia Conti (1950), der Galerie de Beaune (1951), dem Studio Facchetti (1953) und der Galerie M. C. Coard (1956), alle in Paris. Beteiligt sich am Salon des Realites Nouvellcs und am Salon de Mai sowie an Gruppenausstellungen. Lebt in Paris. «Wenn ich male, stelle ich jedesmal, wenn ich das Bild vornehme, die Gesamtheit des Bildes in Frage. Man muß zerstören bis zum Wahnsinn. Was im Augenblick der Schöpfung selbst Wahnsinn scheint, ist nur die Logik der Pflanze .Gemälde', die gewachsen ist, ohne sich um dich zu kümmern» (Nejad). In den Werken von Nejad finden wir den machtvollen Zusammenprall feinfühliger Empfindsamkeit und herrischen Selbstbewußtseins, die manchmal überraschend zu einer glücklichen Synthese verschmelzen. -Bibl. Boudaille und Lassaigne: Nejad, Artistes de ce temps (Paris 1953).
NEMOURS Aurelie, * 1910 Paris. Studiert nacheinander bei Paul Colin, Andre Lhote und Fernand Leger. Beteiligt sich seit 1944 an zahlreichen Salons. Veröffentlicht Gedichte, Mitarbeiterin des Mercure de France. Kommt allmählich zur völligen Abstraktion und beteiligt sich 1953 am Salon des Realites Nouvclles. Einzclausstellungen: Galerie Colette Allendy, Paris 1953; Galerie de Beaune, Paris 1954; Galerie Saint-Laurent, Brüssel 1955. Lebt in Paris. Das Werk von Aurelie Nemours nähert sich einer «primären Geometrie», die das Letzte an Einfachheit erreicht, und ist darin dem Schaffen von Mondrian, Sophie Taeuber oder Klee verwandt.
NESCH Rolf, * 1893 Obereßlingen. Studium an der Dresdner Akademie, dann Schüler von Ludwig Kirchner und Edvard Munch. Kommt allmählich zur Abstraktion unter Verwendung einer eigenen Technik der Papiergrundierung. Lebt seit 1933 in Norwegen; bedeutendes graphisches Werk und zahlreiche Materialbilder. Ausstellungen in verschiedenen Ländern Europas. Lebt in Aal (Norwegen). - Bibl. Grohmann: Rolf Nescb, Cahiers d'Art Nr. 1 (Paris 1953).
NEUBERTH Jean. * 1915 Paris. Flugzeugführer, beteiligt sich als Fallschirmakrobat an Flugveranstaltungen; lernt dann den Maler Closon kennen, dem er seine Einführung in die Malerei verdankt. Noch während er bei der französischen Luftwaffe als Pilot tätig ist, beteiligt er sich (seit 1937) an Ausstellungen abstrakter Malerei. Setzt 1941 seine Studien bei Closon fort. 1942 Mitglied eines Symphonieorchesters, Barpianist, Nachtwächter und Ansager bei Radio Montpellier. Widmet sich seit 1942 ganz der Malerei. Organisiert zusammen mit Francis Bott und Michel Seuphor eine Ausstellung abstrakter Kunst im Museum zu Nlmes (1949). 1950 Retrospektive in Montpellier. Beteiligt sich am Salon des Realites Nouvclles. Lebt in Montpellier.
NEUWIRTH Arnulf (Abu Nif), * 1912 Gablitz bei Wien. Studium in Wien und Paris. Reisen durch den Balkan, Nordafrika und nach den Kanarischen Inseln. Wechselt 1950 plötzlich zur Abstraktion über. Daneben weitgehend abstrahierte Erinnerungsbilder, in denen die Farbe zum Symbol gesteigert wird. Beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen (1951 Säo Paulo, 1955 Mailand, 1956 Amsterdam, 1957 Bern, Säo Paulo, Tokio, Paris). Beschäftigt sich seit 1956 mit dem Problem einer neuen Form von Collage, die im bewußt abstrakt komponierten Bild stellenweise extrem naturalistische Deutungen zuläßt. Als Kunstkritiker Mitarbeiter der Reihe «Zeit und Farbe» (Wien 1956) und verschiedener Kunstzeitschriften, so Cimaise (Paris). Lebt in Wien. - Bibl. Schmidt: Neue Malerei in Österreich (Wien 1956); Alte und neue Kunst (Wien 1957).
NEWMAN Barnett, * 1905 New York. Studium an der Art Students League. Gibt mehrere südamerikanische Zeitschriften heraus und lehrt Malen und Zeichnen an verschiedenen Schulen. Organisiert Ausstellungen präkolumbischcr und indianischer Kunst. Beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen abstrakter Malerei in den Vereinigten Staaten. Lebt in New York.
NEY Lancelot, * 1900 Budapest. Besucht die höhere Schule, dann die Akademie in Budapest. 1922 Reise nach Deutschland. Begegnung mit Kurt Schwitters und Moholy-Nagy. Läßt sich 1923 in Paris nieder. 1928 Aufenthalt in Südfrankreich. Schließt Freundschaft mit Michel Seuphor, durch den er wenig später mit Mondrian bekannt wird. Während der folgenden Jahre malt er bald gegenständlich, bald ungegenständlich. Mehrere Einzclausstel-lungen in Paris. Beteiligt sich am Salon des Realites Nouvelles. Lebt in Paris. «Wenn die Erinnerung an Gesehenes eine gewisse Dichte erreicht, lösen sich äußere Eigenschaften, Farben und Empfindungen vom Gegenstand ab, der ursprünglich ihr Träger war, und setzen sich neu zusammen, nicht mehr nach der Vorstellung einer Gegenständlichkeit, sondern nach den inneren, unausgesprochenen Gesetzen der reinen Malerei» (Lancelot Ney).
NICHOLSON Ben, * 1894 bei Uxbridge, England. Sohn des Malerehepaares William und Mabel Nicholson. Studium an der Slade School, dann kubistisch beeinflußt. Mehrere Reisen nach Paris. Geometrisch-abstrakte Reliefs seit 1934. Besucht im selben Jahr Mondrian. Beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen in England und Amerika. Mitglied der Gruppe «Abstraction-Crea-tion» und der englischen Gruppe «Axis». 1938 bis 1940 in Hampstead Hausnachbar Mon-drians. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildet sich um ihn eine Gruppe junger Maler in Saint-Ives (Cornwall). Retrospektivausstellungen in Venedig, Paris, Brüssel, Zürich und Amsterdam. Lebt in Saint-Ives.
In einem Brief an einen Freund hat Nicholson erzählt, wie sehr ihn die Atmosphäre des Ateliers von Mondrian beeindruckt hat, als er ihn 1934 zum erstenmal in Paris besuchte. Der englische Maler war damals vierzig Jahre alt, der Holländer zweiundsechzig. Der eine hatte schon die Ernte seines Lebens eingebracht, der andere hatte seine Persönlichkeit genügend gefestigt, so daß sie durch den starken Eindruck des Älteren nicht zerstört werden konnte. In Nicholsons geometrischen Bildern zeigt sich eine Verspiclthcit, die ein Charakteristikum des Malers ist. «Ich bin der Ansicht, daß die abstrakte Kunst, weit davon entfernt, eine beschränkte und nur von wenigen Leuten verstandene Ausdrucksform zu sein, vielmehr eine mächtige grenzenlose und universelle Sprache ist» (Ben Nicholson). - Bibl. Barr: Cubism and Abstract Art (New York 1936); Nicholson und Gabo:
Circle (London 1938); Summerson: Ben Nicholson, Penguin Books (London 1948); Read: Ben Nicholson (London 1948); Hitchcock: Painting Toward Architecture (New York 1948); Die Kunst und das schöne Heim (München 1955); Weltkunst Nr. 15 (München 1955); Aujourd'hui Nr. 1 (Paris 1955); Ben Nicholson, Musee d'Art Moderne (Paris 1955); Seu-phor: Leger and Nicholson, Arts Digest (New York, April 1955); Knaurs Lexikon moderner Kunst (München 1955).
NIGRO Mario, * 1917 Pistoja, Italien. Mathematisches Staatsexamen. Als Künstler Autodidakt. Beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen in Italien. Einzelausstcl-Iung in der Buchhandlung Salto in Mailand. Beschickt die Ausstellung «Arte astratta e con-creta in Italia» in der Galleria Nazionale d'Arte Moderna (Rom 1951). Lebt in Livorno.
NOUVEAU Henri, * 1901 Bra§ow, Rumänien. Musikstudium in Berlin. Verbindung zum «Sturm». Abstrakte Zeichnungen seit 1923 (unter dem Namen «Neugeboren»). Läßt sich 1925 in Paris nieder und fertigt abstrakte Collagen. 1928 Begegnung mit Klee am Bauhaus. Komponiert 1928-1938 Kammermusikstücke, in Paris aufgeführt. Beteiligt sich gleichzeitig an Ausstellungen in Zürich, Stockholm und Berlin. Lernt nach dem Zweiten Weltkrieg Picabia kennen und beteiligt sich am Salon des Realites Nouvelles. 1950 Einzelausstellung in der Galerie Colctte Al-lendy. 1951 zusammen mit Francis Bott Wanderausstellung durch Deutschland. Lebt in Paris. Henri Nouveau erfindet immer neue Variationen gemalter Rhythmen und Kontrapunkte, die stets eine leichte, gedämpfte Beschwingtheit ausdrücken.